Ramona Raabe
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American Christmas
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Ich sitze in einem gemütlichen, von Kaminwärme durchdrungenen Wohnzimmer in Rhode Island. Es ist ein kleiner Raum, aber das tut ihm gut, in dieser Gemütlichkeit, in dieser Intimität. Draußen leuchten riesige Sternflocken, direkt vor dem Fenster. Tun sie wirklich, gigantisch, sie sind aus Plastik.

Im Radio: It’s the most wonderful tiimeee of the year… und … All I want for christmas is you. And you. And you…. Ich habe auch lange genug zugehört, um sagen zu können, dass das Repertoire sich nach einiger Zeit in eine flotte Endlosschleife zurückschwingt, die so original heiter klingt, sich unermüdlich nicht unterkriegen lässt, als sei sie sich ihrer zirkulären Verkettung nicht bewusst. Unsterblichkeit ist doch nicht nur was Wünschenswertes, aber das haben ja auch schon Vampire in Teenie-Serien erkannt und Brad Pitt als Achilles in der neuesten Troja-Verfilmung (2004). Ist dann aber doch gestorben und alle fanden es traurig.

In diesem Sinne bin ich doch dankbar, dass die Lieder weiter trällern. In den Staaten fehlen die Adventskränze, der Nikolausstiefel, die Weihnachtsmärkte und der Glühwein. Dafür glitzern die Weihnachtskarten mehr, die Lieder der Jahreszeit sind tendeziell fröhlicher und rockiger (.. around, the christmas tree… have a happy holiday…) als andächtig und die erschaffene Kekstürme sind beeindruckend, die Bäume riesig und reich behangen.

„Bist du schon in Weihnachtsstimmung?“ – eine beliebte Frage, allgemein, die immer erst recht nebenbei gestellt wird und ab dem 22.12. etwa eine leicht panisch-bekümmerte Färbung annimmt, da der Fragende es ja meistens noch nicht ist. Ähnlich mit: „Hast du schon alle Weihnachtsgeschenke?“

Wie viele Formen der amerikanischen Fröhlichkeit greift auch diese der Weihnacht einen direkt an die Hand, zerrt auf die Tanzfläche und mag es krachen lassen. Das kann man als Aufzwängen betiteln, aber wenn dieses Wirkung zeigt und authentisch angenommen werden kann, halte ich das für ein ganz legitimes Mittel. Manchmal müssen wir uns alle etwas aufzwängen lassen, nicht nur Arbeit – das kennen wir ja, das sowieso – , sondern auch Freude. Das kann so kommen wie mit Schauspielern, die sich so sehr in ihre Charaktere hineinversetzen und später glücklich liiert mit ihren Spielpartnern sind.

Nun könnte ich schreiben, dass ich mir weiterhin tapfer die Songs anhöre, an Kerzen mit Tannen- und Apfelduft schnuppere, die Kekse backe und die Glitzerkarten schreibe. Aber das wäre nicht war, zumindest ein Teil davon nicht. Hat nichts mit Tapferkeit zu tun. Ich mache es total gerne. Lovin‘ it.

Und auch wenn ich dieses Jahr die geliebte Weihnachtsmarktrunde passen muss – erinnere mich gern an letztes Jahr in Berlin, Glühwein, Gendarmenmarkt, Schloss Charlottenburg, und ja, diesen albernen am Alex, dieser Jahrmarkt, und dann die vielen Jahre in Bonn und Siegburg auf dem Mittelalterlichen, frisches Brot — ja, das wird dieses Jahr nichts, dafür aber riesige Plastikschneeflocken, die leuchten und doch, irgendwie, rühren und selig sind.

Have a merry christmas y’all. Stürzt auch in die Season, vielleicht fängt euch eine Wolke auf und fährt euch in den Weihnachtshimmel.

Amerikanischer Baumschmuck

A christmas story

Let the magic in

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