Ramona Raabe
  • Kurze Notiz aus der Bib
  • 0602
Kurze Notiz aus der Bib
inallgemeines, Kurz Nachgedacht this entry has Keine Kommentare by Ramona Raabe

Die Bibliothek ist viel zu warm. Aber ich schaue nach rechts und links, und alle tragen langärmlig, während ich mich am liebsten allen Stoffen entledigen würde. Ich trage noch eine Strumpfhose unter meiner Jeans, es ist Juni, und ich weiß nicht, warum ich das für ratsam gehalten habe. Das ist wohl der falsche Ausdruck – ratsam, ich gebe mir selber kaum Räte, – sollte man das, kann man das? –  ich bin einfach aufgestanden, sehr spät heute, und bin schnell zur Uni (das heißt, so schnell wie immer, da ich mich den Zeiten der Berliner Verkehrsbetriebe fügen muss. Aber hetzt man sich ab, und ist flinkeren Fußes unterwegs, glaubt man ja ganz gern, bedeutsam schneller gewesen zu sein, als habe man wirklich einen Einfluss darauf).

Jetzt weiß ich wieder, weshalb die Strumpfhose und auch, weshalb ich so lange geruht heute: Haben am Wochenende einen Kurzfilm, den ich mitproduziert habe und für den eine mir sehr liebe Freundin das Drehbuch geschrieben und die Regie geführt hat, gedreht, und es wurde nicht viel geschlafen, nur viel geschleppt, gedreht, geschaut, getan und, ja, gegessen. Dieses Kurzfilmprojekt liegt mir sehr am Herzen, und ich freue mich auf den Tag, dass ich ihn hier vielleicht teilen kann.

Der Raum der Bibliothek ist tageszeitlos. Es gibt keine Dunkelheit und kein Licht, und das soll der Konzentration dienlich sein. Ich merk’s noch nicht. Irgendwann aber werden sie Musik einspielen, und mitteilen, dass die Bibliothek in 15/10/5 Minuten schließt. Und draußen wird es kühl sein, und ich froh um alle Stoffschichten. Ich höre leises Tippen der Tastaturen, ähnlich wie das Geräusch von Regentropfen auf einem Zeltdach, ein wenig Papiergeraschel, hier und da ein Husten, manchmal unterdrückter, manchmal erleichtert ausgestoßen, ein leises Rumoren, welches ich nicht zuordnen kann, es scheint einem Gerät zu gehören, vielleicht einem der vielen Kopierer, und manchmal geht eine Tür auf und zu. Zu diesen Bibliotheksgeräuschen könnte ich einschlafen. Vielleicht tu ich es gleich. Aber es wäre traurig, wenn nach meinem Aufwachen der Laptop nicht mehr zugegen wäre. So viel, wie ich hier als Master-Bloggerin schreibe (höhö), ein wahrer Verlust. Aber ich schreibe. An Dokumenten, die sich in vielen verschiedenen Ordnern und Unterordnern wiederfinden lassen (oder manchmal auch nicht, und mich viele Nerven kosten). Vielleicht kann ich ein Zweitgeschäft eröffnen. Ein Geschäft, meine ich. Habe ja noch keines, aber ein zweites, weil erst dann, wenn ich schon was anderes am laufen habe. CDs mit Bibliotheksgeräuschen. Die findet ihr dann im Supermarkt eures Vertrauens. Gleich neben denen vom Regenwald und dem Meeresrauschen des Pazifik.

Werde zukünftig mehr dieser Art Beiträge hier veröffentlichen, ganz so, wie es auch ursprünglich einmal angedacht war. Viele, kurzweilige Gedanken ohne Anspruch auf Sinn.

Dieser Anspruch ist vielleicht allzu präsent in vielen Köpfen.

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