Ramona Raabe
  • Glatt und hohl: „Transcendence“ – Filmkritik
  • 0816
Glatt und hohl: „Transcendence“ – Filmkritik
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Johnny Depp hat schon viele Rollen durch, einige davon extrem. In Wally Pfister’s Sci-Fi-Thriller Transcendence  übernimmt er einen Part, der eigentlich schon keiner mehr ist – nur eine der vielen Lücken und Enttäuschungen einer gescheiterten Verfilmung einer vielversprechenden Grundidee. 

Einige Kritiker haben schon über diesen Film geschrieben, und die wenigsten schlugen einen lobenden Ton an. Warum scheitert ein Film mit Starbesetzung, Millionenbudget und bewährter Crew? Und was macht Transcendence zu einem Film, der billig seiner eigenen Vision hinterher zu eilen scheint?

Drama ohne Gefühl

Im Herzen einer Story liegt der Konflikt. So oder so ähnlich beginnen viele Vorträge zur Kunst der Dramaturgie. Für das Drehbuch gilt das, so meint der Standard, schon für jede einzelne Szene, wenn der Konflikt sich auch im noch so kleinsten oder subtilen Maße abspielt. Einen Konflikt gibt es in Transcendence, sogar einen strunzsimplen, recht klassischen: Der Mensch wird von der Technologie bedroht, die er selbst geschaffen hat. Es ist die Frankenstein-Geschichte, in dem der Organismus des Monsters sich in einen flachen Bildschirm pressen will. Kurz erklärt: Dr. Will Caster (Depp), weltberühmter Forscher im Bereich der Künstlichen Intelligenz, wird von einer Gruppe politischer Aktivisten tödlich verletzt. Ihm gelingt es noch vor seinem Tode, seinen ‚Geist‘ elektronisch in Daten zu übersetzen und auf eine Festplatte zu laden. Seine Frau Evelyn (Rebecca Hall), bestürzt über den Verlust ihres Manns, glaubt in der Maschine die tatsächliche Seele der verlorenen Liebe zu erkennen, und lädt Will’s ‚Bewusstsein‘ ins Internet hoch. Und somit ist er plötzlich überall – und nicht mehr kontrollierbar. Würde die Geschichte es anbieten, könnte man an dieser Stelle weiter ausführen und über die Gefahr von Technologie und der Verantwortung der Wissenschaft diskutieren, aber Transcendence ist einfach nicht gut genug, als dass der Film es verdienen würde, Teil dieser Debatte zu werden. Es sind voll beladene und dennoch leere Bilder, Dialoge, die aus der Foto-Story einer Teenie-Zeitschrift stammen könnten, und eine nur geringfügig durchdachte Vision einer Zukunft, die uns erschrecken will, aber immer nur an der Oberfläche kratzt. So bleibt der Film so dünn und glatt wie die Bildschirme, aus denen Depp einem emotionslos entgegen spricht.
Was das eigentlich spannende Thema betrifft, so ist eine simple, auf einer kleinen Bühne realisierte Theateraufführung von Dürrenmatts Die Physiker ist hier deutlich reicher als diese $100Mill-Produktion. Für den Zuschauer bietet sich nichts; es gibt nicht mal eine Performance des sonst so beliebten Charakterdarstellers zu bestaunen –  diesmal ist es anders rum: Johnny Depp is watching you (auf seinen hundert Bildschirmen).  Unangenehm.

Angsteinflößender Blick in die Zukunft… Der Filmindustrie. 

Hollywood produziert dieser Tage nur noch Mikro-Budget Filme, mit Hoffnung auf den ganz großen Wurf (Paradebeispiel ist die kommerziell enorm erfolgreiche super-low-budget  Paranormal Activity Reihe) oder eben, nun, die großen Spektakelfilme, meist möglichst aufregend, aber inhaltslos. Denn Bilder von Explosionen, Desastern und Autorennen lassen sich in jede Kultur übersetzen, und der ausländische Marktanteil liegt mittlerweile bei 70%. Bei Transcendence ist die Rechnung nicht aufgegangen: An den Kinokassen nahm der Film gerade mal $3Mill mehr ein, als die Produktion gekostet hat. Ein großer Misserfolg, zumal die oftmals ähnlich hohen Marketingkosten in dieser Rechnung noch gar nicht berücksichtigt werden.

Hollywood produziert nach Nachfrage. Demnach ist den Kinogängern dieser Welt eigentlich zu danken, dass sie sich weniger von Transcendence begeistern ließen. Bitte nicht mehr davon!

Transcendence (USA, 2014)//Regie: Wally Pfister//Drehbuch: Jack Paglen//Johnny Depp, Morgan Freeman, Rebecca Hall, Kate Mara u.m.//Alcon Entertainment, DMG Entertainment // Rated PG-13//119min.

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=VCTen3-B8GU

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