Ramona Raabe
  • Dear Mr. Kerry: Save CBYX! Zur Rettung des PPP
  • 0331
Dear Mr. Kerry: Save CBYX! Zur Rettung des PPP
inallgemeines, kulturen, Ramona, reisen this entry has Keine Kommentare by Ramona Raabe

Mein Leben veränderte sich im Jahre 2008. Grundsätzlich ist das natürlich nicht unbedingt eine schlaue Aussage, da das Leben sich doch täglich ändert, aber 2008 schlug es eine bislang ungekannte Richtung ein, bahnte einen nun so gefestigten und sicheren Pfad, der sich tief und wertvoll in meinen Lebensweg betten sollte: Ich verbrachte ein High School Jahr in den Vereinigten Staaten, an der Ostküste in Barrington, Rhode Island.

Dieses Jahr wurde mir ermöglicht durch das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP), die englische Bezeichung lautet: Congress-Bundestag Youth Exchange (CBYX).  Hierbei handelt es sich um ein Vollstipendium des Deutschen Bundestags und Amerikanischen Kongress, in welchem seit 1983 jährlich etwa 300 Schüler/Studierende innerhalb verschiedener Programmzweige ein Jahr in dem jeweils anderen Land verbringen, dort leben und lernen dürfen. Das Programm ist das Größte dieser Art, welches der Amerikanische Kongress mit einer anderen Regierung zusammen trägt, und ein wichtiger Bestandteil der Demonstration als auch des Bestehens der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Leider hat das US Department of State 2014 beschlossen, die Fördermittel für das Programm künftig um 50% zu kürzen. Hiermit ist das Fortbestehen des Programms ernsthaft in Gefahr.

Bitte helft, dass Programm zu retten und unterzeichnet die Petition, indem PPP Alumni das US Department of State dazu auffordern, die Kürzung zu revidieren. Bitte helft, dass auch zukünftige Generationen eine Erfahrung wie ich (mehr dazu siehe unten) und tausende zuvor, machen können.Bisher haben die Petition 20.459 Menschen unterschrieben (Stand: 31.03.2015).

Klick Hier um zur Petition zu gelangen und mehr Information zu erhalten.

Dear Mr. Kerry

Dear John Kerry:
Im Februar 2013 waren Sie frischer Außenminister der Vereinigten Staaten, und reisten bald darauf nach Berlin. Dort wollten Sie dann mit der Jugend sprechen, insbesondere mit uns PPP-Alumni. Wir haben auch gesprochen. Ich fand Sie toll, Ihre nahbare und warme Art, Ihr Elan und Charisma, viele Ihrer Ansichten. Sie haben viel erfahren in Ihrem Leben, sind sehr intelligent, natürlich (oder eigentlich ja nicht unbedingt natürlich ihres Amtes wegen) und, am wichtigsten, ich glaube, Sie sind ein Menschenfreund. — Am tollsten aber fand ich, dass Sie mir auf meine Nachfrage zusagten, dass Sie sich für den internationalen Austausch junger Menschen einsetzen wollen. Die Rede war von exchange programs. Da gehört das PPP ja mit am prominentesten dazu. Es ist Ihr flagship-Programm, sozusagen. Aber nun wird dieses Segel nur noch zur Hälfte gestützt. Im März 2013 sagten Sie unter anderem zu mir:

„I think it’s vital. I believe in our need in America to have every student learn a language, we need to do better at that, we need to travel more, we need to be reaching out more. And I hope we can encourage that. […] President Obama has committed even more to exchange programs. And he has a very significant initiative with Latin America now, we are trying to bring more students both directions, we have fulbright as you know, we have a certain number of scholarships. It’s my hope we can create some more scholarships in the next days. We are working on some ideas how to do that, but you just… that’s a very very good point… and the State Department is responsible for our exchange programs and has a whole division to work on it, and I’m going to go back and you’ve now just given me another thing to work on, thanks!“…..

Und Sie haben gelächelt, und ich auch. Das weiß ich so genau, weil es das US Department of State als Video auf youtube eingestellt hat (ab 39min und 40Sek) :

… can we talk about this again? what happened? Sir? Diesen Monat besuchte der German Desk Officer des US Department of State, Mr. Paul Cunningham, die Amerikanische Botschaft in Berlin. Auch mit ihm durfte ich in kleiner Runde über die Auslandserfahrung sprechen und die Bedeutung des Austausches.  Mr. Cunningham war selbst einmal Austauschschüler, in Frankreich. Und er sagte uns gleich, er wolle uns keine Illusionen über den Einfluss seiner Position machen. Er sei nicht in der Lage, etwas an den Kürzungen des Programms zu ändern, was er sehr bedauere. Aber Sie schon, Mr. Kerry, oder?

(* Dass ich diesen Text sinnigerweise auch auf englisch schreiben sollte, ist mir bewusst- and it shall happen soon.)

EDIT: PETITION WAR ERFOLGREICH!!!! DAS PPP WIRD WIEDER ZU ALTEN ANTEILEN VOM AMERIKANISCHEN KONGRESS GESPONSERT!

 

US Secretary of State John Kerry and former CBYX scholar Ramona Raabe, Berlin in February 2013

US Secretary of State John Kerry and former CBYX scholar Ramona Raabe, Berlin in February 2013

Was mir das PPP bedeutete: Persönliche Einblicke

2008/2009 war ich also für ein Jahr in Barrington, Rhode Island und besuchte die lokale High School. Zu dem Programm zählten auch zwei mehrtätige Seminare in Washington D.C. und ein Besuch im Amerikanischen Kongress. Meine Programmpaten waren die wunderbare Frau Sabine Bätzing-Lichtenthäler, damals noch Mitglied des Bundestages und seit November 2014 rheinland-pfälzische Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Demografie, sowie der damalige Kongressabgeordnete der Demokraten für Rhode Island, Patrick Kennedy. Weiterer Bestandteil des Programms war ein obligatorischer Community Service, welcher mir half, Neuengland auch außerhalb der kleinstädtischen, eher wohlhabenden Gegend zu erfahren, in welcher ich in meiner behütenden High-School-Welt lebte.

Dieses Auslandsjahr schenkte mir: Unheimlich viel.  Oh, dear Lord! Nicht alles davon kennt Worte. Ein paar Beispiele: Ich fand weitere Familie, was ich zuvor nur für schwer möglich gehalten hätte und was mir auch heute noch wie ein kleines Wunder vorkommt; begegnete wunderbaren Menschen und knüpfte transatlantische Freundschaften, die ich mein Leben lang anwähren sehe (zumindest halten einige von ihnen unberührt von der Distanz und unverändert in ihrer Aufrichtigkeit seit nun bald 8 Jahren), ein neues Verständnis von Welt und Kultur, und insbesondere eine Liebe zu einem bis dahin für mich nur verheißungsvollen, so mythisch entfernt liegendem, ansonsten ziemlich verwirrendem, von Widersprüchen durchsetztem Land (als ein Kind der 90er Jahre waren die USA auch noch das Land – Heimat des Pops, Fast-Food-Ketten, MTV und anderen Dingen, die damals noch besonders cool waren). Dieses Jahr war ein besonderer Beitrag zu dieser Phase meines Lebens, die sich Erwachsenwerden nennen soll. Sechzehn- bzw. Siebzehnjährig habe ich Erfahrungen machen können, die sich in späteren Jahren zwar nicht weniger wertvoll, aber doch anders auswirkend ausgenommen hätten, und so können die Amerikaner noch so Unverständliches tun und ihr Öffentlichkeitsbild noch sehr, auch berechtigterweise, angeprangert werden: Ich werde sie auch kritisieren, aber ich werde liebevoll bleiben. Ich habe Familie und eine weitere Heimat gefunden. Mein Herz hat einen blau-weiß-roten Anstrich dazubekommen.

Das Jahr soll nicht nur beschönigt werden, auch wenn ich verhältnismäßig  wirklich ein weitgehend problemfreies, unbeschwertes Abenteuerjahr verbrachte. Aber: Auch ich hatte Heimweh, verzweifelte an Aufgaben und manches Mal an der ersten Fremde dieses entfernten Landes, musste mich mit gemeinen Mitschülern in der Blüte ihrer Teenagertheatralität auseinandersetzen, und war unglücklich verliebt in den Kapitän des Fußballteams (ein Klischee, tut mir Leid, aber es war zumindest soccer und nicht football, und er war auch Kapitän des Wrestling-Teams, aber das klingt nicht so sexy). Es hätte vielleicht auch glücklich werden können, aber ich beschloss ihm mein Geständnis erst in einem vor Pathos triefenden, fetten Brief zu überreichen, zwei Tage vor meiner Abreise (er kam dann aber leider nicht dramatisch noch in letzter Sekunde zum Flughafen angerannt und machte mir keinen Heiratsantrag; heute glaube ich, das wäre  in Spitzengeschwindigkeit gen Endstation gegleist… ich habe nur wenige Worte mit ihm gewechselt, wir hatten absolut keine Gemeinsamkeiten – aber er war mein Prom Date!). Die regulären Schwierigkeiten also, nur intensiviert dadurch, dass sie mir in einem anderen Land widerfuhren.

Auch einige der anderen Stipendiaten meines PPP-Jahrgangs zählen zu meinem engen Freundeskreis. Es ist sicher kein Wunder, dass viele von uns (unsere Alumnigruppe ist sehr aktiv und wir bemühen uns um jährliche Reunion-Treffen) in ihrem weiteren Werdegang für längere Aufenthalte ins Ausland zurückgekehrt sind, sei es für das Studium oder Freiwilligendienste. Viele haben sich der Bestärkung internationaler Beziehungen zugewandt, studieren gar das Fach oder Politikwissenschaft mit entsprechenden Schwerpunkten. Das Parlamentarische Patenschaftsprogramm hat uns für ein Jahr zu Junior-Botschaftern gemacht, und viele von uns nehmen diesen Auftrag für ein Leben an.

Es ist ein wichtiges Programm und eine einzigartige Möglichkeit für viele, die sich sonst kein Auslandsjahr leisten könnten. Es muss fortbestehen. Bitte unterschreibt die Petition und unterstützt uns!

 

August 2008 - In der ersten Woche bei der Amerikanischen Gastfamilie

August 2008 – In der ersten Woche bei der Amerikanischen Gastfamilie

 

Der 25. PPP-Jahrgang, der meinige, im Juni 2009 kurz vor Rückkehr nach Deutschland in Washington D.C.

Juni 2009 – Der 25. PPP-Jahrgang, der meinige, kurz vor Rückflug nach Deutschland in Washington D.C.

Leave a commentCancel reply

Loading images...