Ramona Raabe
  • „Be kind whenever possible.“ – Mittags mit dem Dalai Lama
  • 0411
„Be kind whenever possible.“ – Mittags mit dem Dalai Lama
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Am 25. Februar diesen Jahres fuhr ich in der Mittagssonne mit dem Linienbus nach Inglewood, Kalifornien, Großraum Los Angeles, um dort im historischen Veranstaltungsraum The Forum Eure Heiligkeit, den 14. Dalai Lama sprechen zu hören.

Im Bus sagt jemand, er habe gehört „the Dalai Lama is in town. I don’t know who he is but I’ve heard he is the man! Do you know what music he is playing?“ Ein anderer Insasse dreht sich zu ihm um. „No, he is not a musician. He is some sort of… philosopher, you know. Like religious. Like the pope of buddhism.“ Die Sonne scheint grell. Die Schlange formiert sich Stunden vor dem Auftritt des Dalai Lamas, trotz festbestimmter Sitzplätze. Nach der Sicherheitsdurchsuchung scheint die Warteschlange fast nahtlos in das Warten vor dem Popcorn- und Chipskiosk überzugehen. Der Papst des Buddhismus kommt also, und es wird sich eingesnackt. Und Hot Dogs: Large und Extra Large. Besinnliche Unterhaltung. Im Konzertsaal ist gedimmtes Licht, die Effekte an der Decke suggerieren einen Sternenhimmel. Beruhigende Klänge unterschmeicheln die insgesamt wohlige Atmosphäre, Zitate und Bilder des Dalai Lamas und Naturmotive schmücken die drei großen Leinwände. Als der als Tendzin Gyathso geborene buddhistische Mönch die Halle betritt, mischen sich Applaus, ehrfürchtiges Schweigen und das hektische Hereinlaufen der letzten Gäste aus der Snackschlange. Der Moment und die Präsenz dieses Mannes sind besonders. Alles schweigt und lauscht. Als der Dalai Lama selbst spricht, wendet er sich an diesem Tag besonders zwei Themen zu: Gewaltfreiheit und Mitgefühl.

Nichts von dem was er sagt, ist besonders revolutionär, neuartig erkenntnisreich oder überraschend. Und doch rühren sie einem in der Seele, bringen Wohltat, sind so völlig simpel voller Sinn und Wahrheit. Bei allem Nachdenken, Grübeln und Nicht-Weiter-Kommen, in allen Krisen und sich auftauenden Mauern, so scheint es, sind die simpelsten Nachrichten die Antwort auf die komplexesten Konflikte.

Die Worte des Dalai Lamas sind Weisheiten, die sich teilweise lesen lassen, wie kleine Nachrichten aus geknackten Glückskeksen, wie kurze Zeilen am Beutel des dampfenden Yogi-Tees. Einiges davon lässt sich auch gut auf Kalendarblättern vorstellen, unter Bildern von Sonnenuntergängen, Bergen und Wälder. Aber sind simple, oft kommunizierte Nachrichten gleich leere Weisheiten, oberflächliche Küchenpsychologie und weniger wahr? Nein. Es heißt, es gibt kein Patentrezept für eine bessere Welt, und vermutlich stimmt das auch. Aber wenn man dem Dalai Lama zuhört und seiner jahrhundertalten, stets Kreise ziehenden, wachsenden Botschaft, fast, wie es scheint, wie die Jahresringe eines Baumes, so kommen sie dem Kern doch näher und weisen erstaunlich auf, wie leicht es doch wirklich sein könne, befolgten nur alle diesem Beispiel. Der Dalai Lama sagt: „Our prime purpose in this life is to help others. And if you can’t help them, at least don’t hurt them.“

Wie auch die Schriftstellerin Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach schrieb: „Wenn jeder dem anderen helfen würde, wäre allen geholfen.“ Dagegen halten Ansichten wie etwa der Berliner Band SDP mit Lyrics wie: „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“ Logisch ist beidem nicht zu widersprechen. Doch in den Brücken, die wir zueinander schlagen, entsteht die Welt, in der wir leben und ohne die wir auch nicht leben können.

Die Worte des Dalai Lamas allein helfen nicht. Aber sie abzutun, unabhängig persönlicher religiöser Ansichten, wäre auch ein Verlust. Die einfachen, universellen Worte, würden sie von jedem Individuum, jeder Gemeinschaft, jedem Staatsoberhaupt befolgt werden, brächten uns Utopia ein wenig näher.

Eine Auswahl seiner Botschaft

#1 “Love and Compassion are necessities, not luxuries. Without them humanity cannot survive.”

#2 “The best way to resolve any problem in the human world is for all sides to sit down and talk.”

#3 “The roots of all goodness lie in the soil of appreciation of goodness.

#4 “The ultimate authority must always rest with the individual’s own reason and critical analysis.”

#5 “We all have to live together, so we might as well live together happily.”

#6 “Appearance is something absolute, but reality is not that way – everything is interdependent, not absolute.”

#7 “ Be kind whenever possible. It is always possible.

#8 “Happiness is not something really made. It comes from your own actions.”

#9 “If you want others to be happy, practice compassion. If you want to be happy, practice compassion.

#10 “We can live without religion and meditation, but we cannot survive without human affection.”

#11 “Take into account that great love and great achievements involve great risk.”

#12 “When you lose, don’t lose the lesson.”

#13 “When you realize you’ve made a mistake, take immediate steps to correct it.”

#14 “Spend some time alone every day.”

#15 “Remember that silence is sometimes the best answer.”

#16  “Share your knowledge. It is a way to achieve immortality.”

#17  “Open your arms to change, but don’t let go of your values.”

#18  “Remember that not getting what you want is sometimes a wonderful stroke of luck.”

#19 “A loving atmosphere in your home is the foundation for your life.”

#20  “Be gentle with the earth.”

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